Ein Viererpack als Statement

In Allgemein by WLZ Sport

Ex-Korbacher Eric Fuchs kommt beim FC Ederbergland immer besser in Fahrt

VON REINHARD SCHMIDT

Ballstreichler: Eric Fuchs (links)) hat viel Gefühl für das Runde am Fuß. Mit seinen vier Toren im Spiel gegen den SC Waldgirmes II bestätigte der Korbacher, dass er auch bei seinem neuen Verein FC Ederbergland angekommen ist. Foto: pr

Korbach/Allendorf – „Ich will die Spieler jeden Tag besser machen.“ Der ehemalige Fußball-Bundestrainer Jürgen Klinsmann hatte gut reden, als er diesen Satz von sich gab. Er musste keine Angst davor haben, dass er durch sein eigenes Werk, seine immer besser gewordenen Spieler auch an eine bessere Mannschaft wie etwa Frankreich oder Brasilien verlieren könnte.

Die Trainer des TSV Korbach und viele andere ihrer Kollegen denken da vielleicht schon etwas anders, obwohl auch sie diesen Klinsmann-Satz jederzeit unterschreiben würden und er auch ein wichtiges Ziel ihrer Arbeit ist. Einen Spieler besser machen ist das eine, einen Spieler aber quasi zu gut zu machen, dass er den Verein verlässt, ist für den jeweiligen Trainer Freud und Leid zugleich. Geht er zu den Profis ist man stolz, geht er aber nur eine Liga höher….<

Die Korbacher Trainer Uwe Tenbusch und Volker Schnatz haben Eric Fuchs besser und besser gemacht und jetzt ist er weg.

Der 19 Jahre alte Offensivspieler spielt seit dieser Saison für den Verbandsligisten FC Ederbergland. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten – auch durch eine Zerrung verursacht – fuchst sich der dribbelstarke Edeltechniker immer mehr rein in seine neue Mannschaft. Und sein Viererpack in der vergangenen Woche beim 10:4-Sieg gegen den SC Waldgirmes II war von ihm wie ein Statement: Ich bin beim FCE angekommen!

Fuchs hat bisher immer nur mit Freunden Fußball gespielt, alle Jugendklassen haben sie gemeinsam durchlaufen, und auch neben dem Platz viel Zeit miteinander verbracht. Nun traf er erstmals auf fremde Menschen, mit denen er Fußball spielen sollte. „Diese Mannschaft in Korbach hatte schon Vorteile, wenn man miteinander befreundet ist, hilft einem das auch auf dem Platz“, sagt Fuchs. Deshalb sei es anfangs in Ederbergland für ihn auch etwas ungewohnt gewesen, aber die Jungs hätten ihn gut aufgenommen und auch diesem Team gebe es Freundschaften.

Vielleicht wäre Fuchs sogar noch etwas länger beim TSV Korbach geblieben, aber das Studium zog ihn in eine andere Stadt. Sein Wohnort heißt jetzt Gießen, aber seine Wohngemeinschaft hat immer noch viel mit Korbach zu tun. Vier Korbacher Jungs bilden hier einen Haushalt, mit am Tisch sitzt auch Bjarne Deselaers, der weiterhin beim TSV/FC Mittelstürmer spielt. Fuchs studiert Wirtschaftswissenschaften. Die Ökonomie hatte er bereits in der Schule als Schwerpunkt gewählt. Ob er später mal ein smarter Anzug- und Schlipsträger wird, weiß der 19-Jährige noch nicht, er mag die Wirtschaft, weil „sie für mich nachvollziehbar ist, sie besteht nicht nur aus nackten Zahlen“.

Auch im Fußball steckt viel Wirtschaft, auch da kann man versuchen, mit dem geringsten Einsatz von Mitteln, den größtmöglichen Erfolg zu erzielen, oder einfach Handgeld kassieren.

War auch das ein Grund, warum er zum FCE gewechselt ist? Niemand könnte es ihm verübeln, schließlich muss er auch sein Studium finanzieren. Doch über die Verdienstmöglichkeiten bei seinem neuen Verein möchte Fuchs nicht reden, nur so viel. „Wegen Geld bin ich nicht zum FCE gewechselt.“ Was waren die Gründe? Wenn er schon in Gießen wohnt, hätte er auch gleich zu einem Hessenligisten wechseln können.

Diese Klasse entspräche auch eher seiner fußballerischen Klasse. „Ich wollte bei einem Verein spielen, der zwischen Korbach und Gießen liegt“, sagt Fuchs.

Wenn er sich einen Verein in Gießen und Umgebung ausgesucht hätte, wäre es bis Mitte Oktober schwierig mit den Fahrten gewesen, denn bis zum Semesterbeginn habe er noch in Korbach gewohnt. „Der FCE wollte mich haben“, sagt Fuchs. Ein Angebot von einem Hessenligisten habe ihm nicht vorgelegen.

„Es wäre cool, wenn es noch etwas höher ginge“

Aber auch schon die Verbandsliga verlangt von dem 19-Jährigen, dass er sich fußballerisch weiterentwickelt. „Das Spiel ist intensiver, schneller, ich muss mehr laufen und habe meist bessere Gegenspieler, ansonsten hat sich aber nicht so viel verändert“, erzählt Fuchs. Es sei auch für den Kopf anstrengender, weil man durch das schnellere Spiel auch schneller mitdenken müsse. Außerdem sei das Spiel in der Verbandsliga deutlich taktischer geprägt.

„In der Gruppenliga ist es so, dass viele Mannschaften noch oft mit langen Bällen agieren und da merke ich schon einen Unterschied, in der Verbandsliga werden mehr spielerische Lösungen gesucht.“
Mit der Frage, ob Fußball für ihn mit dem Wechsel auch noch ernster geworden ist, kann Fuchs nicht viel anfangen: „Für mich war Fußball schon immer ernst, ob es jetzt ernster geworden ist, weiß ich nicht, ich gebe immer hundert Prozent.“

Dabei wäre Fuchs fast gar kein Fußballer geworden. Sport spielte in seiner Familie schon immer eine große Rolle. Seine Eltern mögen es, Mountainbike zu fahren, auch als Wettkampfsport und so absolvierten die Söhne Julian und Eric auch einige Rennen. Doch dann kam eines Tages der ältere Cousin zu Besuch und schwärmte den zwei Brüdern etwas vom Handball vor. Sie gingen mit ihm ins Training zum TSV Korbach.

Bei Julian passten Hand und Ball so gut zusammen, dass er es bis zum Bundesligaspieler bei der MT Melsungen und seit dieser Saison bei der HSG Wetzlar gebracht hat und auch Eric fand Handball gut, aber der Fußball grätschte ihm dann doch dazwischen. „Als beides zu viel wurde, habe ich mich mit elf oder zwölf für den Fußball entschieden weil ich da mehr Freunde hatte.“

Im Gegensatz zu seinem Bruder wird sich Erich das Etikett „Bundesligaspieler“ in seiner sportlichen Laufbahn vermutlich nicht mehr umhängen können, aber er hat den Ehrgeiz auf der Karriereleiter noch etwas noch oben zu steigen. „Wenn es für mich noch etwas höher ginge, wäre das schon cool“, sagt Fuchs. Und bei solchen Worten fällt den FCE-Trainern Clemens Drescher und Steffen Schäfer möglicherweise sofort dieser Satz von Jürgen Klinsmann ein.   rsm

Zur Person

Eric Fuchs (19) hat keine Lieblingsmannschaft, aber ein sportliches Vorbild: Neymar. Der brasilianische Kicker mag keine Defensivarbeit, Fuchs hingegen schon: „Ich kann ganz gut laufen und dann mache ich auch gern die Wege nach hinten.“ Während er beim TSV Korbach mehr zentral gespielt hat, kommt er beim FCE eher über die Außenbahn. Der Student mag den Fußball, weil er so breitgefächert ist und man für ihn so viele verschiedene Fähigkeiten benötigt. Von einer Fähigkeit hätte Fuchs gern noch etwas mehr: Er schüttelt manchmal selbst den Kopf über sein Kopfballspiel.. rsm

Quelle

WLZ Sport

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV/FC Korbach und unterstützt den Verein seit vielen Jahrzehnten u. a. mit redaktionellen Beiträgen und Spielberichten. Redakteure: Gerhard Menkel, Manfred Niemeier, Thorsten Spohr, Martin Rinne u.a.

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