Fußballsaison: Zeichen stehen eher auf Abbruch

In Allgemein by WLZ Sport

Wie geht es weiter in Hessen?

Gottfried Henkelmann steht hinter dem Vorgehen des Hessischen Fußball-Verbands in der laufenden zweiten Corona-Saison. Die Vereine können sich demnächst äußern.

Das Foto zur Lage: Der Fußball zwischen Stillstand und Richtungssuche – gesehen in der Kreisoberliga-Partie zwischen der SG Meineringhausen/ Höringhausen und Blau-Gelb Korbach. © malafo

Ehringen – Er habe zwar Verständnis dafür, dass auch die Fußballer endlich ein klare Perspektive haben wollten, wie es weitergehe. „Aber wir müssen nüchtern bleiben und dürfen nicht aus dem Bauch heraus oder emotional entscheiden“, sagte Waldecks Kreisfußballwart nach den Beschlüssen des HFV-Vorstands vom Donnerstag Abend.
Danach will der Verband am 27. März festlegen, ob die Spielzeit 2020/21 annulliert oder doch der Versuch unternommen wird, eine Halbserie durchzuziehen. Mitreden sollen die Vereinsvertreter. Ihr Votum im Fußballkreis Waldeck will Henkelmann am 22. oder 23. März bei einer Kreiskonferenz per Videoschalte einholen. Dabei sollten, wie in der abgebrochenen vergangenen Saison, nicht nur die Meinung der Senioren, sondern auch die der Frauen und Jugend einfließen, betonte er.

Welche Lösung er selbst favorisiert, ließ Henkelmann offen. „Ich will der Kreiskonferenz nicht vorgreifen.“ Vernünftig findet er es schon mal, den finalen Beschluss zwei Wochen zu verschieben. Das Infektionsgeschehen könnte ja drehen und überall Mannschaftstraining erlauben – auch wenn die Zahlen aktuell nach oben gehen.

Reuß bekräftigt Vorlauf von vier Wochen

Gegen eine schnelle Annullierung führt er ins Feld, dass es die zentrale Aufgabe des HFV sei, das Spielgeschehen zu garantieren. Eine Saison für null und nichtig zu erklären, wäre ein schwerwiegender Eingriff. Rechtlich spielt der Begriff der Unmöglichkeit dabei die wesentliche Rolle, wie Henkelmann HFV-Vize Torsten Becker zitierte. Heißt: Wenn es zeitlich nicht mehr zu schaffen ist, zumindest die halbe Spielzeit bis Saisonende Mitte Juni zu spielen, wäre die Annullierung sachlich begründet – und der HFV kann denkbaren juristischen Anfechtungen gelassener entgegensehen.

Um die Runde so fortsetzen zu können, dass alle Ligen das Minimalziel erreichen, müsste spätestens ab Ostern Mannschaftstraining wieder möglich sein. „Wir brauchen vier Wochen Vorlaufzeit, ehe es wieder richtig losgeht“, hatte Präsident Stefan Reuß am Montag im HR bekräftigt.

Doch ist ein solcher Zeitplan realistisch? Henkelmann hat da seine Zweifel und ließ deshalb Skepsis gegenüber der Option Hinrunde erkennen. Er hat gute Argumente auf seiner Seite. Einmal berge eine Fortsetzung der Serie generelle Unwägbarkeiten – Covid-19-Erkrankungen einzelner können ganze Teams in Quarantäne zwingen und den Spielplan so über den Haufen werfen, dass die Zeit nicht mehr reicht. Die Erfahrungen aus dem vergangenen Herbst sind beim Ehringer noch lebendig.

Hessenweites Infektionsgeschehen entscheidend

Nun sind die Spielplan-Risiken unterschiedlich verteilt. Wie berichtet (WLZ v. 25. Januar), stehen in Waldeck die meisten Hinrunden-Partien in der Kreisliga C aus – allein die SG Rhoden/Schmillinghausen II muss noch zwölf Mal ran, neun weitere Mannschaften zehn Mal. „Das ist schon eine stramme Zumutung“, sagte Henkelmann, gerade für diese Spielklasse.

Dann ist da der von Bund und Ländern vereinbarte Stufenplan für Lockerungsschritte, der auch mit einer „Notbremse“ versehen ist. Und die Vorgabe des Verbands, der eine einheitliche Regelung für alle seine Ligen, beide Geschlechter und jedwede Altersklassen will.

Der HFV muss folglich das Infektionsgeschehen hessenweit im Blick haben, bevor er das Okay für Vorbereitung und Ligabetrieb geben kann. Derzeit dürfen in den meisten Landkreisen die Aktiven über 15 Jahre lediglich in Kleingruppen (fünf Personen aus bis zu zwei Hausständen) trainieren, die sich aber nicht durchmischen dürfen.

Die nächste Stufe der Öffnungsschritte für den Sport greift ab 22. März. In Waldeck-Frankenberg dürften dann Senioren, Frauen und ältere Jugendlichen in Mannschaftsstärke wieder auf den Plätze (ohne vorherige Schnelltest), wenn der Inzidenzwert (am Donnerstag: 48,3) stabil unter 50 bliebe. Am Freitag stieg der Wert aber wieder über 60, und auch im hessischen Durchschnitt liegen die Zahlen höher (bei über 70). In vier Landkreisen beträgt er sogar über 100 – bleibt das so, müssen die vier in den Lockdown zurück. Deshalb ist derzeit an eine verbandsweite Lockerung nicht zu denken.

Henkelmann befürwortet das einheitliche Vorgehen. „Man könnte die Halbserie in einigen Fußballkreisen zu Ende spielen, aber das macht überhaupt keinen Sinn“, sagte er mit Hinweis auf die überkreislichen Klassen sowie Auf- und Abstieg.

Fürsorgepflicht gegenüber den junioren

Auch dass der Verband bei Frauen und Jugendlichen dieselben Maßstäbe anlegen will wie bei den Senioren, findet Henkelmann richtig. Zwar hätten in der Konferenz am Donnerstag sowohl Verbandsjugendwart Carsten Well als auch die Vorsitzende des Verbandsausschusses für Frauen- und Mädchenfußball, Silke Sinning, erklärt, ihre Klientel würde auch bei einem späteren Einstieg noch die Hinserie hinbekommen. Waldecks Kreisfußballwart erinnerte aber an die Fürsorgepflicht vor allem gegenüber dem Nachwuchs.

Schon im vergangenen Herbst habe er Mails und Anrufe besorgter Mütter erhalten, die Angst hatten, dass sich ihre Kinder auf dem Platz anstecken könnten. Das aktuelle Corona-Geschehen deutet nun auf ein steigendes Risiko auch für Jüngere hin, schwerer zu erkranken. „Ich will nicht derjenige sein, der sagt, bei den Senioren macht es keinen Sinn mehr, aber die Kinder lassen wir wieder kicken“, sagte Henkelmann.

Nach wie vor im Terminkalender stehen die Finals im Waldecker Pokal in Altenlotheim (1. Mai/ Saison 2019/20) und Anraff (20. Juni/ laufende Saison). Ob sie zu halten sind? Henkelmann kündigte für Anfang kommende Woche Gespräche mit den Vorständen der beiden Ausrichtervereine an. Der Kreisfußballausschuss schaltet sich dann am Mittwoch für eine Bewertung zusammen. Auch das Endspiel im Kreispokal steht noch aus, einen Termin gibt es nicht.

Quelle

WLZ Sport

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV/FC Korbach und unterstützt den Verein seit vielen Jahrzehnten u. a. mit redaktionellen Beiträgen und Spielberichten. Redakteure: Gerhard Menkel, Manfred Niemeier, Thorsten Spohr, Martin Rinne u.a.

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