Hessischer Fußball-Verband beschließt faktisch Abbruch der Saison

In Corona, Herren, Jugend by WLZ Sport

Entscheidung für Hessenligen noch offen

Es ist die erwartet Entscheidung: Die Saison 2020/21 im Hessischen Fußball-Verband wird annulliert. Noch offen ist die Lage der Hessenligen. Und: Die endgültige Entscheidung muss der HFV-Vorstand formal noch treffen.

Frankfurt – Der Verband stehe vor einem Abbruch und der Annullierung der unter seinem Dach organisierten Meisterschaftswettbewerbe, heißt es in einer Pressemitteilung, die der HFV nach der Vorstandssitzung am Vormittag verbreitete. Für null und nichtig erklärt werden sollen die Ligen der Männer, Frauen und der Jugend – mit Ausnahme der Hessenligen beider Geschlechter und aller Altersklassen. „Für diese Spielklassen erfolgt eine gesonderte Entscheidung durch den Verbandsvorstand im Hinblick auf die Wertung bzw. Annullierung“, heißt es in der Mitteilung.

Die Pokalwettbewerbe sind nicht betroffen. Das Meinungsbild im Vorstand sei einstimmig gewesen. Formal muss es nun noch in einem Umlaufverfahren fixiert werden. Über das Ergebnis dieses Verfahrens will der HFV gesondert informiert.

„Natürlich fällt es uns nicht leicht, diesen Schritt zu gehen, da wir dafür stehen, den Vereinen die Wettbewerbsspielmöglichkeit zu bieten. Wir stehen für den Fußball und wollen, dass Fußball gespielt wird. Aber dieser Weg der Entscheidungsfindung ist kein Schnellschuss, sondern ein sorgsam vorbereiteter, breit abgestimmter und wohl überlegter Prozess“, sagte HFV-Präsident Stefan Reuß und fügte hinzu: „Jede andere Möglichkeit wäre in der aktuellen Situation mit den im Laufe der Pandemie erworbenen Erfahrungswerten unseren Mitgliedern gegenüber nicht zu vertreten gewesen.“

In Waldeck wie allen anderen 31 hessischen Fußballkreisen hatten die Vereine bei Kreiskonferenzen oder Umfragen mehr oder weniger deutlich für den Abbruch der Spielzeit gestimmt und nur Minderheiten dafür, die Hinrunde zu Ende zu spielen. Das daraus „entstandene Meinungsbild, der Fortgang des Spielbetriebs, die aktuelle Situation und Verordnungslage bezüglich der Corona-Pandemie sowie die nähere Zukunftsperspektive“ hätten zu einem eindeutigen Meinungsbild innerhalb des HFV-Verbandsvorstandes geführt.

„Sportliche Beendigung der Wettbewerbe nicht möglich“

Der Verband verweist auf die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz vom 22. März und die aktuellen Corona-Verordnmung der Landesregierung, die einen fortgesetzten Lockdown bis 18. April verfügt hatten. Aufgrund von deren „Auswirkungen auf den Spielbetrieb ist eine adäquate und für alle Beteiligten zumutbare sportliche Beendigung der Meisterschaftswettbewerbe (…) nicht mehr möglich“, schreibt der Verband und führt außerdem die zuletzt stark steigenden Inzidenzzahlen auch in Hessen an.

Bis Mitte April ist Mannschaftstraining für Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahre ebenso wenig erlaubt wie Spiele. Weil grundsätzlich ein angemessener Trainingsvorlauf notwendig sei, „ist es schon jetzt in einer großen Anzahl der Spielklassen absehbar, dass dort, selbst bei Trainingsstart unmittelbar nach dem 18. April 2021, eine Hinrunde nicht vollständig abgeschlossen werden könnte“.

Formal muss jetzt das Präsidium des HFV einen Antrag auf Saisonabbruch und Annullierung stellen, darüber entscheidet in einem Umlaufverfahren der Vorstand. Auf- und Absteiger wird es nicht geben. Was die Ligen „mit Schnittstellen zu anderen Verbänden“ angehe (Hessenligen), stünden noch Entscheidungen von übergeordneten Verbänden zu Auf- und Abstieg aus. Der Vorstand von Hessenliga-Spitzenreiter SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, der in die Regionalliga Südwest aufsteigen will, hatte angekündigt, im Falle eines Aufstiegsverbots rechtliche Mittel anwenden zu wollen.

Kein Sonderweg für die Jugend

Nicht näher geht die Pressemitteilung auf die Jugend ein. In Waldeck hatten sich die Jugendleiter mit Mehrheit für eine Fortsetzung der Runde ausgesprochen. Laut Waldecks Kreisfußballwart Gottfried Henkelmann habe Verbandsjugendwart Karsten Well bei der Onlinekonferenz aber darauf hingewiesen, dass in Hessen eine Mehrheit der Jugendvertreter für den Abbruch sei.(frühere Angaben korrigiert).

Sein Stellvertreter, der Waldecker Kreisjugendwart Joachim Schmolt hatte dagegen auf einen Sonderweg für die Jugend gehofft, sich freilich skeptisch zu den Erfolgsaussichten geäußert: „Ich befürchte, der Verband wird bei alle oder keine bleiben und deshalb nein sagen.“

Am Freitag hatten bereits andere Landesverbände coronabedingt die Reißleine gezogen. Sowohl der Südwestdeutsche Fußballverband (SWFV) als auch der Saarländische Fußballverband (SFV) entschieden sich für einen Saisonabbruch ohne Wertung.

Aufgrund der Verlängerung des Lockdowns bis zum 18. April und der weiter nicht gegebenen Möglichkeit für Mannschaftstraining könne bis zum 30. Juni nicht einmal die Hinrunde ordnungsgemäß zu Ende geführt werden, begründeten die Verbände ihre Entscheidung. Zuvor hatten bereits die Landesverbände in Hamburg und Schleswig Holstein sowie die Regionalliga Nordost die Spielzeit für null und nichtig erklärt. (mn)

Reaktionen

Kevin Staniek (Kapitän des TSV/FC Korbach) Kreisoberliga: „Die Entscheidung, die Saison abzubrechen, ist bitter. Wir hatten in unserer WhatsApp-Gruppe eine Diskussion darüber und jeder ist, sage ich jetzt mal, angepisst. Wir sind souverän vorne und man entscheidet sich für den Abbruch, während im letzten Jahr der TSV Altenlotheim in einer ähnlichen Situation durchgewunken wurde. Wir waren dafür, die Hinrunde zu Ende zu spielen, aber die Mehrheit war für den Abbruch. Darüber sind wir nicht erfreut, können es aber nicht ändern. Ich glaube grundsätzlich nicht, dass unsere Spieler jetzt keine Lust mehr auf Fußball haben. Bedenken habe ich vielleicht bei den Jüngeren, dass sie sich sagen, mal gucken, wie lange das in der neuen Saison geht und dann wird wieder abgebrochen. Aber für die Mannschaft insgesamt bin ich guter Dinge. Natürlich nehmen wie einen neuen Anlauf zum Aufstieg. Wir haben ja unter Beweis gestellt, dass wir dazu in der Lage sind und haben die gleichen Gegner vor der Brust.“  mn

Quelle

WLZ Sport

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV/FC Korbach und unterstützt den Verein seit vielen Jahrzehnten u. a. mit redaktionellen Beiträgen und Spielberichten. Redakteure: Gerhard Menkel, Manfred Niemeier, Thorsten Spohr, Martin Rinne u.a.

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