Vereinswechsel ohne Ablöse wegen der Corona-Krise?

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Frei wegen der Sechs-Monats-Regel  

Transfer ohne Entschädigung? Für Vereine ist das eine schlechte Idee, für den ein oder anderen Spieler vielleicht nicht. © Artur Worobiow

Die Corona-Krise legt womöglich eine Lücke in der Spielordnung des Hessischen Fußball-Verbands (HFV) offen: Viele Spieler könnten bald einfach den Verein wechseln.

Korbach – Normalerweise rollt der Fußball nach der Winterpause im März wieder. In diesem Jahr nicht. Dauert der Stillstand an, sind zahlreiche Akteure im heimischen Fußball in wenigen Wochen sechs Monate ohne Pflichteinsatz – auch wenn noch unklar ist, ob und wie die Saison weitergeführt wird. 

Das könnte Folgen haben. Der Paragraf 121 der HFV-Spielordnung legt fest, dass für einen Amateur die Wartefrist entfällt und er ohne Zustimmung des abgebenden Vereins wechseln kann, „wenn das letzte Pflichtspiel nachweislich länger als sechs Monate zurückliegt“. 

Thema bei der Vorstandssitzung des HFV?

Wegen des schlechten Wetters im Herbst und beim Neustart Anfang März sind derzeit viele Spieler schon fünf Monate ohne Pflichtkick. Zieht sich die Zwangspause in allen Ligen wegen des Corona-Virus noch Wochen hin, wären sie im Mai, quer durch alle Klassen, plötzlich ohne jede Ablösesumme „zu haben“.

Kreisfußballwart Gottfried Henkelmann erwartet deshalb, dass an diesem Samstag bei der Videokonferenz des Verbandsvorstands „auch darüber gesprochen wird“, ohne dass er dem Präsidium vorgreifen wolle. Die Vereine selbst machen sich offenbar keine große Sorgen. „Hier in Waldeck ist deswegen noch niemand an mich herangetreten“, sagt Henkelmann.

Gelassenheit in Lichtenfels

Kein Thema ist die vorzeitige „Fahnenflucht“ etwa bei bei der SG Goddelsheim/Münden. „Wir haben im Winter mit allen Spielern gesprochen und alle haben bereits für die nächste Saison zugesagt“, erklärt der Spielausschussvorsitzende Karl-Reinhard Grosche. Abgesehen davon sei in so einer schwierigen Situation einfach der Charakter der Spieler gefragt.

Die Lichtenfelser zählen neben der SV Freienhagen/Sachsenhausen und dem TuSpo Mengeringhausen zu den heimischen Gruppenligisten, die Mitte November zuletzt im Einsatz waren und wechselwillige Kicker damit nach Ablauf der Sechs-Monate-Frist ohne Freigabe und Ablöse ziehen lassen müssten. In der gleichen Situation sind die Frauen-Verbandsligisten SV Anraff und SG Landau/Wolfhagen sowie eine Etage tiefer der TSV Flechtdorf und der VfR Volkmarsen.

Auf der sicheren Seite sind neben den Verbandsligisten SC Willingen und TSV Korbach (Frauen) auch die Gruppenligisten SG Bad Wildungen/Friedrichstein und VfR Volkmarsen: Sie haben im März jeweils ein Nachholspiel bestritten. „Festgespielt“ haben sich freilich nur die eingesetzten Akteure. In der KOL Waldeck haben nur vier von 15 Mannschaften bereits in diesem Jahr um Punkte gespielt.

Henkelmann erwartet keine Festlegung für die Saison

Falls bei der HFV-Sitzung unter Vorsitz von Präsident Stefan Reuß Entscheidungen getroffen oder Änderungen an der Spielordnung beschlossen werden, „dann müssen die“, so Henkelmann, „rechtssicher sein“. Eine Abstimmung mit den anderen Landesverbänden und dem DFB erscheint zwingend erforderlich. Das gilt übrigens auch und vor allem beim Verfahren der Wahl, wie die aktuelle Saison zu Ende gebracht werden kann und soll.

Dazu sollten die Kreisfußballwarte bis zu diesem Freitag ein Stimmungsbild aus ihren Vereinen übermitteln, Vorschläge für den weiteren Saisonverlauf inklusive. „Deshalb glaube ich nicht, dass schon am Tag danach eine in Stein gemeißelte Entscheidung fällt“, so Gottfried Henkelmann, der mit seinen Kollegen per Video-Telefon zugeschaltet wird. Auf die lange Bank geschoben werde ein Beschluss, wie es mit der Spielzeit weitergehe, aber sicherlich auch nicht.

Bislang ruht der Spielbetrieb bis Karfreitag, 10. April. Eine Verlängerung ist nicht zu umgehen. Der Süddeutsche Fußball-Verband (SFV) hat den Spielbetrieb in seinen Ligen bereits bis auf Weiteres ausgesetzt. Eine mögliche Wiederaufnahme der Punktspiele soll laut Homepage mit einem 14-tägigen Vorlauf erfolgen. 

Quelle

WLZ Sport

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV/FC Korbach und unterstützt den Verein seit vielen Jahrzehnten u. a. mit redaktionellen Beiträgen und Spielberichten. Redakteure: Gerhard Menkel, Manfred Niemeier, Thorsten Spohr, Martin Rinne u.a.

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