Im Interview:
Christoph Osterhold

In Herren, Im Interview by WLZ Sport

Christoph Osterhold: Es macht keinen Sinn mehr

Christoph Osterhold, TSV/FC Korbach
07/17 Foto: mn

Korbach. Christoph Osterhold hört wirklich auf. Der genialische Stürmer, alles in allem über gut anderthalb Jahrzehnte lang eine Mischung aus Wunderwaffe und Lebensversicherung des TSV/FC Korbach, denkt an seine Gesundheit.

„Es geht einfach nicht mehr“, sagt der nun ehemalige Torjäger, der trotzdem auch in dieser Saison noch einmal für 16 Treffer gut war. Im Interview zum Rücktritt spricht der 35-Jährige auch darüber, warum er nie oberhalb der Verbandsliga Fuß gefasst hat.

Der Korbacher Fußball ab sofort ohne Christoph Osterhold, das werden viele bedauern, Sie auch?

Christoph Osterhold: Ein bisschen ja. Aber ich bin jetzt erstens alt genug um aufzuhören. Und zweitens macht der Körper nicht mehr mit. Wenn das nicht wäre, würde ich wahrscheinlich noch weiterspielen. So macht es keinen Sinn mehr.

Mit Ihnen treten Ihr Bruder Jan-Hendrik sowie Matthias Rösner zurück – drei, die für eine ganze Generation Fußball in Korbach stehen. Haben Sie sich abgesprochen?

Osterhold: Auf jeden Fall. Zum ersten Mal war das vor zwei, drei Jahren ein Thema – damals eher spaßeshalber. Das ist immer mehr gereift, jetzt ist es so.

Man kann sich vorstellen, dass der TSV alle drei Spieler in der aktuellen Situation am liebsten zum Weitermachen überredet hätte, jeder war Stammspieler. Gab’s die Versuche Sie umzustimmen?

Osterhold: Mehrfach, sowohl durch den neuen Trainer (Uwe Schäfer) als auch von Martin Rinne (Abteilungsleiter). Die anderen zwei haben ihre Entscheidung vielleicht ein bisschen von mir abhängig gemacht. Aber für mich war die Sache klar, weil es einfach nicht mehr geht. Am Ende haben die zwei auch gesagt: Wir machen jetzt einen richtigen Cut.

Sie sind einer der besten Korbacher Fußballer, galten in der Verbandsliga mehr als ein Jahrzehnt lang als Lebensversicherung des TSV/FC. Auch gegnerische Trainer haben Christoph Osterhold immer in einem Atemzug mit Korbach genannt. Waren Sie sich dieser Rolle bewusst?

Osterhold: Am Anfang sicher noch nicht. So ab 23 Jahren war mir das dann klar. Mein Gott, war halt so (lacht), das war jetzt nicht das Problem. Schon eher, dass ich in meiner Karriere entsprechend genug auf die Socken gekriegt habe.

Sind Sie mit Ihren Verletzungen gelegentlich ein wenig lässig umgegangen?

Osterhold: Womit ich lässig umgegangen bin, das war ein Fingerbruch. Ich habe trotz Gips gespielt und dann, im zweiten oder dritten Spiel, habe ich mich, um nicht auf die Hand zu fallen, über die Schulter abgerollt und mir Bänderrisse in der Schulter zugezogen. Das hätte ich nicht machen dürfen, ansonsten wüsste ich nichts.

Nachvollziehen lässt sich, dass Sie mehr als 150 Tore allein in den letzten sieben Spielzeiten für Korbach erzielt haben. Wissen Sie, wie viele es insgesamt waren?

Osterhold: Leider nicht. Ich gehe davon aus, dass es an die 300 waren. Ich weiß noch, dass ich in meiner besten Saison 36 Tore gemacht habe.

„Vier Tore in einem Spiel habe ich öfter gemacht, aber nur einmal fünf.“

Sie haben es höherklassig versucht – es gab ein Probetraining in Köln und 2006/07 jeweils eine halbe Saison beim KSV Hessen Kassel in der Regionalliga und beim FSC Lohfelden in der Oberliga. Warum ist nichts Dauerhaftes daraus geworden?

Osterhold: Das Probetraining beim 1. FC Köln empfand ich als sehr gut; Adrian Haasner (ehemaliger Korbacher Spieler) hatte das damals mit eingefädelt. Er meinte, auch er könnte sich nicht erklären, warum mich die Kölner nicht verpflichtet hätten. Ich war damals auf meinem höchsten Niveau. Beim KSV Hessen hatte ich einen schweren Stand. Als ich dann schließlich ein Spiel machen durfte, war ich danach drei Wochen krank und dann hieß es vom Trainer: tschüss. Lohfelden wollte mich unbedingt für die Oberliga behalten. Aber damals haben mich Erhard Kiel und mein Vater (der eine Trainer, der andere Abteilungsleiter) so bekniet, dass ich gesagt habe, ich komme zurück. Es war schwierig Nein zu sagen, wenn man mit den beiden in einem Raum war (lacht).

Was konnten Sie am besten im Fußball, abgesehen vom Toreschießen?

Osterhold: Meine größte Stärke war immer das eins gegen eins oder eins gegen zwei, drei. Vielleicht war ich einer der wenigen, die begriffen, dass man mit höchstem Tempo auf den Gegenspieler zugeht; die meisten stoppen ab. Ich glaube, zu meiner besten Zeit war ich im direkten Zweikampf kaum schlagbar. Außerdem hatte ich das Auge für den Mitspieler. Das ist was, was man lernen kann. Das andere ist Talent. Ich habe gute Gene und war halt schnell.

Zur Person

Christoph Osterhold (35) gab in der Saison 2000/01 als 17 Jahre alter A-Junior sein Debüt bei den Senioren der (damaligen) SG Korbach und stieg sofort mit ihnen in die (heutige) Verbandsliga auf. „Eines der größten Talente der Region“, hieß es damals in der WLZ. Transfermarkt.de bezifferte seinen Marktwert 2006/07 auf 50 000 Euro. Bis auf eine Saison blieb „Chrissie“, wie ihn alle Welt ruft, an der Hauer – hier war sein Vater Rolf lange Fußballchef, sein älterer Bruder Jan-Hendrik Stammspieler. Osterhold ist verheiratet, er arbeitet als IT-Kaufmann und lebt in Kassel. (mn)

Das vollständige Interview findet Ihr in der Printausgabe der Waldeckischen Landeszeitung und ab Sonntag auf unserer Website unter http://www.tsv-fc-korbach.de

Quelle

WLZ Sport

Facebook Twitter

Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV/FC Korbach und unterstützt den Verein seit vielen Jahrzehnten u. a. mit redaktionellen Beiträgen und Spielberichten. Redakteure: Gerhard Menkel, Manfred Niemeier, Thorsten Spohr, Martin Rinne u.a.

Share this Post