Brief von Amateur-Boss: „Der DFB macht uns kaputt“

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Auf Focus Online haben wir einen Artikel bzw. den Abdruck eines offenen Briefes von Hans Molitor gefunden, in dem sich der Vorsitzende des Verbandsligisten TuS Mayen an DFB und DFL wendet. Grund für seinen Brandbrief sind die nneuen Anstoßzeiten der Bundesliga, die u. a. zukünftig auch ein Spiel am Sonntagmittag vorsehen.

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Lieber DFB,

die Bundesliga soll jetzt also auch am Sonntagmittag spielen, darauf haben Sie sich mit der DFL geeinigt. Als ich das gelesen habe, habe ich direkt mein Sky-Abo gekündigt. Ich habe keine Lust mehr!

Als Verbandsligist laufen wir jedem Fan einzeln hinterher, im Schnitt haben wir 200 Zuschauer bei den Heimspielen am Sonntagmittag – das ist ohnehin noch vergleichsweise viel. Wenn jetzt aber Sonntagmittag die Bayern im TV kommen und auch noch das Wetter schlecht ist – wer kommt denn dann noch zu uns an den Sportplatz?

Wenn ich dann höre, die Bundesliga will im neuen Grundlagenvertrag von ihren 1,16 Milliarden Euro an TV-Geldern jährlich 2,5 Millionen an die 25.000 Amateurclubs abgeben, fühle ich mich endgültig verarscht. Man muss ja nicht gleich sagen, die Amateure bekommen zehn Prozent – aber das ist lächerlich.

Da verliert man doch die Lust!

Die Amateur-Vereine sind die Basis für den Fußball in Deutschland, stehen aber gleichzeitig am Existenzminimum. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In der letzten Saison nahmen wir vom TuS Mayen – und mit uns drei weitere Vereine aus der Rheinlandliga – nicht an der Relegationsrunde teil, weil wir uns den Aufstieg in die Oberliga schlicht nicht leisten können.

Dabei sind wir ein traditionsreicher Club, haben fünf Bundesliga-Spieler hervorgebracht. Früher Reinhard Saftig und Winfried Schäfer, ganz aktuell Stefan Bell von Mainz 05. Für den haben wir damals 9000 Euro Ausbildungsentschädigung bekommen – wenn Bell heute wechseln würde, gingen fünf Millionen über den Tisch. Da verliert man doch die Lust!

Soziale Aufgabe der Amateur-Clubs

Zumal es auch um die sozialen Aufgaben geht, die wir wahrnehmen. Bei uns im Verein trainieren täglich Dutzende Jugendliche, da habe ich sie auch unter Kontrolle. Soll ich zu denen sagen, geht lieber in die Stadt, wo sie irgendwelchen Unfug machen?

Und der Spitzensport entzieht sich ja auch selbst die Grundlage. Die Weltmeister von 2014 haben fast ausschließlich in den Jugendabteilungen von unterklassigen Vereinen angefangen. Profis und Amateure brauchen einander – bei DFB und DFL scheint diese Erkenntnis jedoch verloren gegangen.

Der bezahlte Fußball muss mehr Solidarität mit dem Unterbau zeigen! So aber machen uns Bundesliga und DFB kaputt. Als Vorsitzender eines Verbandsligsten muss man überlegen, ob man das Ehrenamt nicht direkt verlassen sollte.

Ihr Hans Molitor

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