Im Interview: Nico Müller

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Innenverteidiger Nico Müller sieht beim TSV Korbach zwar noch keine Krise, aber ein Motivationsproblem

„Fußball wird weniger wichtig“

Von Reinhard Schmidt

Korbach. Die Saison fing so gut an für die Fußballer des TSV/FC Korbach, drei Siege in Folge in der Gruppenliga für den Verbandsliga-Absteiger. Und nicht gegen irgendwelche Mannschaften, sondern zwei der drei Erfolge gelangen gleich gegen die Spitzenteams FC Körle und SG Bad Wildungen/Friedrichstein. Doch dann ging es zum Derby nach Altenlotheim und mit dieser 0:1-Niederlage veränderte sich im Team von Jörg Büchse etwas.

Die Spiele danach wirkten so, als ob jemand das Selbstbewusstsein aus der Mannschaft gesogen hätte. Die Folge waren Fehler, die auch zu Torgeschenken führten, und ein Gefühl, das wohl jeder Kicker von sich selber kennt: Bitte, spielt mich jetzt bloß nicht an! Natürlich hat die Mannschaft Druck, der direkte Wiederaufstieg ist ein Ziel.

Lastet da etwas auf den Spielern, das einfach noch zu schwer für sie ist? Wir haben mal bei Nico Müller (25) nachgefragt. Der Innenverteidiger hat von hinten auch einen guten Überblick über das Offensivspiel, das derzeit auch nicht klappen will.

Herr Müller, nach drei Niederlagen in Folge, haben wir uns drei mögliche Reaktionen überlegt. Welche davon trifft für Sie zu: Waren Sie überrascht oder haben Sie sich gesagt, das ist normal, kann passieren oder hatten Sie eine Vorahnung: Das musste ja mal so kommen?

Müller: Ich war überrascht. So ein Spiel gegen Altenlotheim kann man verlieren, aber die 0:2-Heimniederlage gegen Brunslar hat mich schon geschockt, weil wir da als Mannschaft versagt haben, irgendwie hat der Ehrgeiz gefehlt, gegen diese Niederlage noch mal was zu machen. Seitdem ist bei uns ein kleiner Knick drin. Das liegt aber auch an der Trainingsbeteiligung, die wegen den vielen Studenten und Urlauber momentan zu gering ist, um bestimmte Abläufe einzustudieren. Mir war schon klar, dass wir auch Spiele verlieren werden, aber nicht auf diese Art und Weise.



Es gibt einige Spieler im Team, die vor zwei Jahren den lockeren Durchmarsch in der Gruppenliga mitgemacht haben. Kann es sein, dass sie nach den ersten Siegen die Spiele zu überheblich angegangen sind?

Müller: Nein, das glaube ich nicht. Damals sind wir als Mannschaft nach dem Abstieg zusammengeblieben, wir waren eingespielt, aber jetzt ist die Situation anders. Mit Jonas Will und Jan-Henrik Vogel haben wir zwei Leistungsträger verloren, die sind kaum zu ersetzen. Wir brauchen schon Zeit uns einzuspielen, aber momentan hat das eher was mit Motivation zu tun.

Nochmal zurück zur schwachen Trainingsbeteiligung. Sind denn auch Spieler dabei, die nicht kommen, obwohl sie könnten?

Müller: Das Hauptproblem liegt natürlich bei den Studenten und Urlaubern, allerdings haben wir auch Spieler dabei, denen es an Motivation fehlt. Ich denke aber auch, dass das nicht nur ein Problem bei uns in Korbach ist, sondern alle Vereine in Waldeck-Frankenberg damit zu kämpfen haben, dass Fußball nicht mehr so wichtig ist, wie er es noch vor einigen Jahren war- Das höre ich immer wieder von Spielern aus anderen Vereinen. Man sieht es auch an der Jugend, es kommen immer weniger bei den Senioren an.

Die Urlauber kommen ja zurück, aber das Problem mit den Studenten wird sich die gesamte Saison kaum verändern. Wie kann der Verein hier eine Lösung finden?

Müller: Der Verein kann sich einen breiten Kader zusammenstellen und dabei auf Spieler achten, die hier wohnen. Dann kann er mehr auf die Jugend setzen. Das haben wir ja auch getan und einige Spieler aus der A-Jugend der SG Meineringhausen/Freienhagen geholt. Spieler zu holen, die regelmäßig beim Training sind, war auch ein Ziel unseres Trainers Jörg Büchse.

Das hört sich so an wie jede Position doppelt besetzen, wenn es geht ohne Leistungsverlust. Wie weit seid Ihr von diesem Ziel noch entfernt?

Müller: Noch weit, denn wir fangen damit erst an.

Gibt es Dinge mit denen ihr hadert, weil sie im Training klappen, aber nicht im Spiel.

Müller: Ja, die Vorwärtsbewegung. Wir haben zu wenig Torabschlüsse.

Woran liegt das? – Nervosität?

Müller: Das wissen wir auch nicht so genau. Vielleicht ist es Verunsicherung. Das Altenlotheim-Spiel war der Knackpunkt, danach kam der große Druck, wir müssen wieder gewinnen, wir wollen aufsteigen und wir dürfen keine Fehler mehr machen und jetzt machen wir zu viele davon.

Wenn es in der Offensive mal nicht klappt, sollte zumindest die Defensivarbeit stimmen. Beschreiben Sie mal das Defensivverhalten ihres Teams.

Müller: Normalerweise sollte die ja schon vorn bei den Stürmern anfangen, aber bei uns fängt sie derzeit auch erst hinten an. Dafür ist unser Zweikampfverhalten zu schwach, wir müssten mehr Aggressivität in unser Spiel bringen. Unser größtes Problem sind aber die Fehler ohne Not. Wir legen dem Gegner die Bälle manchmal selber vor und der muss sie nur rein schieben.

Medien reden einem ja sehr schnell eine Krise ein. Deshalb die Frage: Fühlt ihr euch selbst in der Krise und wenn nein, wann würde die anfangen?

Müller: Ich denke, momentan sind wir noch nicht in der Krise. Die wird zwar von außen so dargestellt, aber wir wussten, dass die Saison schwer wird und wir Spiele verlieren werden. Wenn wir jetzt die nächsten drei, vier Spiele verlieren, können wir von einer Krise reden.

Gibt es eine Trainerdiskussion in Korbach?

Müller: Nein, nicht das ich wüsste.

Was sollte als Erstes verändert werden, damit sich alles wieder ins Positive dreht?

Müller: Wieder als Team auftreten und eine bessere Trainingsbeteiligung.

Was kann man dafür tun, dass der Teamgeist wieder besser wird?

Müller: Vielleicht auch neben dem Platz mehr miteinander machen, aber damit haben wir schon angefangen.

Quelle

WLZ Sport

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV/FC Korbach und unterstützt den Verein seit vielen Jahrzehnten u. a. mit redaktionellen Beiträgen und Spielberichten. Redakteure: Gerhard Menkel, Manfred Niemeier, Thorsten Spohr, Martin Rinne u.a.

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