Lange nicht standesgemäß
Erste Elf des KSV Hessen tut sich beim 6:0 gegen eine Stunde gute Korbacher schwer
Von Gerhard Menkel
Korbach. Wie aussagekräftig ein Fußball-Testspiel ist, in dem die Protagonisten vier Spielklassen trennt? Schwer zu sagen. Wenn der Auftritt des KSV Hessen Kassel gestern Abend auf der Hauer aber ein Maßstab sein sollte, dann erwartet die „Löwen“ eine schwierige Regionalliga-Saison. Trotz des schließlich standesgemäßen 6:0 (1:0)-Erfolgs beim TSV/FC Korbach vor etwa 180 Zuschauern enttäuschten sie vor allem in Hälfte eins.

Überzeugende Korbacher Defensivarbeiter: Elias Mayer (links) und Denny Benndorf sowie Chrissie Emde (hinten). Hier bleibt Nael Najjer (Kassel) hängen. Foto: Artur Worobiow
„Nicht regionalliga-würdig“
Entsprechend erzürnt war Tobias Cramer mit dem Auftritt seines Teams bis zur Pause. Es habe „total behäbig gespielt, war ohne Laufbereitschaft und ohne das Quäntchen Risiko, das man gegen einen tiefstehenden Gegner braucht“, sagte der Kasseler Cheftrainer nach seiner Rückkehr an die frühere Wirkungsstätte. Seine Urteil gipfelte in der Feststellung: „Das war qualitativ nicht regionalliga-würdig.“ Einige Spieler hätten Schwierigkeiten offenbart, „über die Ballzirkulation zu arbeiten“ sagte er: „Da muss man sauberer spielen.“
Das einzige Tor vor der Pause erzielte Rolf Sattorov. Er konnte nach einer Flanke von Nicolai Lorenzoni frei einköpfen (15.). Ansonsten war die Abwehr der Korbacher, aus der Denny Benndorf (mit Kapitänsbinde) noch herausragte, Chef im eigenen Strafraum.
Cramer wechselte nach der Halbzeit wie angekündigt alle zehn Feldspieler aus. Die Neuen hatte er mehr unter Feuer gesetz, jedenfalls machten sie deutlich mehr Betrieb und Tempo. Gute Szenen hatte der 17 Jahre alte Brian Schwechel aus Freienhagen; zu einem Duell mit seinem Bruder Jan im TSV/FC-Trikot kam es aber nicht, weil der Ältere zu den neun Korbachern gehörte, die Trainer Jörg Büchse zur und während der zweiten Halbzeit auswechselte.
TSV/FC verlässt Ordnung
Brian Schwechel leitete mit einem Pass in die Schnittstelle auch das 2:0 des KSV (64.) ein. Bis dahin hatte der eingewechselte Keeper Yannik Ziesmann schon alle Hände voll zu tun gehabt; er hielt, was er halten konnte. Unmittelbar vor dem 0:2 hatte Marcel Bangert in der besten Offensivszene des TSV/FC den Ball knapp am langen Pfosten vorbeigelegt.
Der Außenseiter gab nun zusehends seine taktische Disziplin auf, der KSV presset zudem besser. Hauptnutznießer der sinkenden Korbacher Aufmerksamkeit war Gastspieler Lucas Albrecht mit seinem Dreierpack (72., 74., 88.). Zum 5:0 für Kassel traf Marco Dawid in der 78. Spielminute.
Entsprechend unzufrieden war schließlich Jörg Büchse. „Wir haben nach 60 Minuten wieder nicht geordnet Fußball gespielt“, gab er zu Protokoll und wagte die Prognose: „Hätten wir unsere Positionen eingehalten und uns nicht auf dieses schnelle Spiel eingelassen, dann hätten wir keine fünf weiteren Tore kassiert.“
Statistik
TSV/FC Korbach: Asmuth (46. Ziesmann), Hendrik Osterhold (73. Scholz), Friele (46. Leibfacher), Benndorf (85. Stracke), Mayer (46. Rojek) – Emde – Schwechel (46. Christoph Osterhold), Staniek, Jalilyan (46. Timon Will) Bangert (73. Brandt) – Wittmer (46. Hardt)
Hessen Kassel, 1. Hz.: Gorczyca – Schmik, Künzel, Brill, Giese – Pepic – Sattorov, Khadraoui, Najjer, Lorenzoni – Damm; 2. Hz.: Gorczyca – Bredow, Boukhoutta, Evljuskin, Rakk – Korb – Korell, Schwechel, Bravo-Sanchez, Dawid – Albrecht
Schiedsrichter: Krafft (Volkmarsen)
Zuschauer: 180
Tore: 0:1 Sattorov (15.), 0:2, 0:3, 0:6 Albrecht (72., 74., 88.), 0:5 Dawid (78.).
Beitrag teilen