Frauenpokal: Vorwürfe und Formfehler

In Allgemein by WLZ Sport

Dauerstreit um Frauenpokalspiel: Korbach attackiert, angegriffener Steinbach stellt klar

Von Dirk Schäfer

Korbach/Landau. Hat der Klassenleiter des Waldecker Pokals der Frauen und ehemalige Beauftragte für Frauenfußball im Kreisfußballschuss sein Amt missbraucht? Dieser harte Vorwurf schwebt im Raum, nachdem der Streit zwischen dem TSV Korbach und der SG Landau/Wolfhagen um die Terminfindung für das Pokal-Viertelfinale nicht enden will.

Marco Steinbach übte viele Jahre eine Doppelrolle aus. Im TSV Landau ist er seit 2013 Vorsitzender, zuvor war er dort Abteilungsleiter Frauenfußball. Noch länger bekleidete er das Amt des für den Frauenfußball zuständigen Referenten im Fußballkreis Waldeck. Nun wurde die Kritik öffentlich. „Eigenmächtige Handlungsweise“ werfen die Korbacher Spielerinnen in einem Schreiben an die WLZ Steinbach vor. Er habe im Amt des Klassenleiters zum Vorteil für den TSV Landau gehandelt, heißt es in dem Brief. „Wir sind entsetzt und fühlen uns verschaukelt.“

Schriftlich nicht bestätigt

Stein des Anstoßes ist in erster Linie die Absetzung des Spieltermins am 6. April. Am Osterwochenende war die Pokalpartie im DFB-Net nicht mehr aufgeführt – weil es Steinbach ohne weitere Rücksprache entfernt habe, sagen die Korbacherinnen.

Einen Fehler räumt Marco Steinbach auch ein. Schon immer habe er im Kreis die Vereine um eine schriftliche Bestätigung eines Termines gebeten. „Das wissen alle Vereine.“

Im Falle des Pokalspiels der SG gegen Korbach habe Mathias Henkelmann, Kreisschiedsrichter-Obmann und Ansetzer für die Begegnungen, vergessen, aus Landau die schriftliche Bestätigung für die Ansetzung am 6. April einzuholen. Diese sei nach einem Anruf von Korbachs Trainer Peter Kiel bei Henkelmann erfolgt, erklärte Steinbach auf Nachfrage:. „Mathias Henkelmann hat mich am 25. März informiert, dass er aufgrund der fehlenden schriftlichen Bestätigung das Spiel noch gar nicht hätte ansetzen dürfen und es deswegen wieder abgesetzt hat.“

Wichtig ist es auch zu wissen, dass der Klassenleiter in diesem Fall offenbar gar nicht selbst hätte eingreifen können. Der Waldecker Pokal läuft im DFB-Net unter der Rubrik Freundschaftsspiele, da es kein offizieller Verbandswettbewerb ist (das ist der Hessenpokal). Nur der Schiedsrichter-Ansetzer kann auf Freundschaftsspiele im DFB-Net zugreifen, um Änderungen vorzunehmen. Steinbach erklärte, er habe im EDV-System keinen Zugang zu diesen Partien. Kreisfußballwart Peter Bauschmann bestätigte dies.

„Anruf hätte gereicht“

„In dem Moment konnte ich schon nichts mehr machen“, beteuert Steinbach, der am Osterwochenende gerade erst aus dem Urlaub heimgekehrt war. Er vermutet, dass auch deshalb von der SG Landau zunächst keine Reaktion kam wegen einer angestrebten Spielverlegung. „Die Mannschafts-Verantwortlichen wussten ja, dass ich in Thailand bin und haben wohl deshalb erst einmal nichts unternommen.“

Doch das weist der TSV zurück: „Ein banaler Anruf von Landau (…) hätte gereicht, um dieses ganze Theater uns allen zu ersparen. Das ist nicht geschehen“, so Spielerin Daniela Rohde. Der Thailand-Urlaub habe „absolut gar nichts mit dieser Angelegenheit zu tun“.

Keine einzige Frau beteiligtDaniela Rohde, TSV Korbach

Im Leserbrief, den Daniela Rohde im Namen der Fußballerinnen des TSV Korbach, an die WLZ mailte, wird nicht nur die Sicht des TSV auf die Vorgänge rund um das Pokalspiel dargestellt. Rohde weist außerdem die in der Kolumne „Spielfeld“ vom 6. April erhobene Aussage zurück, die Fußballfrauen wären nicht in der Lage, sich abzustimmen und miteinander zu kommunizieren.

„Fakt ist, dass keine einzige Fußballerin, weder von der SG Landau/Wolfhagen noch von den Korbacher Fußballfrauen, in diesen Prozess aktiv einbezogen war. Der Vorgang wurde ausschließlich unter den verantwortlichen Männern abgewickelt“, schreibt sie. Dabei hätten „die männlichen Eigenschaften wie Machtausübung, Konkurrenzkampf, Rechthaberei, persönliche Vorteilsnahme“ klar im Vordergrund gestanden. (mn)

Ausschuss kennt Problematik

Im Waldecker Kreisfußball-Ausschuss (KFA) war man sich stets bewusst, dass Marco Steinbachs Doppelfunktion als Vereinsvorsitzender und Referent für Frauenfußball Brisanz birgt.

Nachdem der TSV Korbach offiziell Beschwerde bei Fußballwart Peter Bauschmann bzw. dem KFA eingereicht hatte, habe man daher ganz bewusst den Ehringer Gottfried Henkelmann eingeschaltet, um sich um Klärung zu bemühen. Bauschmann ist Mitglied im TSV Korbach, Steinbach Vorsitzender des TSV Landau. Um sich nicht angreifbar zu machen, beschlossen beide, sich herauszuhalten aus der Angelegenheit und beauftragten Bauschmanns Stellvertreter. Der ließ durch den Hessischen Fußballverband das Vorgehen prüfen, der sowohl An- als auch Absetzung als korrekt und wirksam einstufte (WLZ berichtete).

Bauschmann bestätigte dies. Darüber hinaus wollte der Kreisfußballwart aber aus den genannten Gründen keine Stellungnahme abgeben.

Steinbach nicht mehr im Amt

Steinbach betonte, in den vergangenen Jahren sei im KFA und auch von ihm selbst penibel darauf geachtet worden, dass alle Vereine gleich behandelt würden, da man sich der Problematik bewusst sei. Nicht zuletzt aber wegen Vorwürfen wie dem der Korbacherinnen legte Steinbach sein Amt beim Kreisfußballtag am 18. März nieder. „Die Klassenleitung habe ich nur weitergemacht, weil mich Peter Bauschmann darum gebeten hat.“

Ob es weniger Probleme gegeben hätte, wenn Steinbachs Nachfolgerin Gudrun Biederbick die Terminplanung für die Pokalspiele übernommen hätte, bleibt offen. Denn der zweite Zankapfel zwischen den beiden Vereinen wird wohl einer bleiben.

Korbachs Vertreter sind sich nach wie vor sicher, dass der 6. April verbindlich zwischen den Clubs als Spieltermin vereinbart worden ist. Landau/Wolfhagens Verantwortliche sprechen dagegen nach wie vor von einer „Zusage nur unter Vorbehalt“. (schä)

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Die Waldeckische Landeszeitung ist die Heimatzeitung des TSV/FC Korbach und unterstützt den Verein seit vielen Jahrzehnten u. a. mit redaktionellen Beiträgen und Spielberichten. Redakteure: Gerhard Menkel, Manfred Niemeier, Thorsten Spohr, Martin Rinne u.a.

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