Bitzer setzt zum Endspurt an

In Allgemein by WLZ Sport

Geschäftsführer des TSV 1850/09 Korbach tritt im Frühjahr 2016 zurück – Nachfolgerin Angela Paul

Text und Foto Jörg Kleine

Korbach. Nach rund elf Jahren als Geschäftsführer des TSV 1850/09 Korbach läutet Werner Bitzer seinen Abschied ein. Mit Angela Paul soll künftig erstmals eine Frau die Geschäfte des zweitgrößten Sportvereins in Nordhessen lenken.

Zur Jahreshauptversammlung im Frühjahr 2016 will sich Bitzer (68) zurückziehen. Bis dahin soll die Nachfolgerin Fuß gefasst haben, um den TSV aus der Schaltzentrale auf der Hauer mit in die Zukunft zu führen.

Kaufmännische Berufserfahrung, die Zusatzausbildung zum „Vereinsmanager“ ist geplant – die Startbedingungen für Angela Paul stimmen. So sitzen Werner Bitzer und seine Nachfolgerin seit Oktober Schulter an Schulter im Vereinsheim des TSV, um den Wechsel vorzubereiten.

Abschied in Etappen

Vor einem Jahr war die Lage an der Spitze des Korbacher Traditionsvereins noch deutlich angespannter. Bitzer kündigte im Oktober 2014 bereits seinen Rücktritt an und wollte zur Jahreshauptversammlung im März 2015 Abschied nehmen. „Alter und private Gründe“ machte Bitzer geltend.

Als Favorit für seine Nachfolge galt zwischenzeitlich Jürgen Luther. Doch der engagierte TSV-Vereinsmann musste aus gesundheitlichen Gründen passen und zog sich schließlich auch aus der Vorstandsarbeit zurück. So schien ein Nachfolger für Bitzer nicht in Sicht.

Minuten vor der Hauptversammlung im März kam aus den Reihen des Vereins derweil das Signal: Da gibt es offenbar eine Interessentin. Im August sprach sich der Vorstand um Andreas Boltner dann einstimmig für Angela Paul aus. Ein Jahr später als geplant kann sich Werner Bitzer also aus der Geschäftsführung zurückziehen.

Die zurückliegenden Vereinsjahre waren turbulent – nicht nur für den TSV Korbach. Klubs in ganz Deutschland erlebten ein Jahrzehnt, das von einem tiefgreifenden Wandel geprägt war: Mitgliederschwund, gesellschaftliche Veränderungen, Finanznot. Das war der Dreikampf, dem sich auch der Großverein in der Hansestadt zu stellen hatte. Von ehedem über 3000 Mitgliedern schrumpfte der TSV seit 2005 auf rund 2500.

Turbulente Jahre für Vereine

Die Suche nach Übungsleitern gestaltete sich schwieriger. Bei den aktiven Jugendlichen machten sich zudem nicht nur niedrige Geburtenraten bemerkbar, sondern auch Ganztagsbetreuung und verkürzte Schulzeit („G8“). Überdies wurde es im Zeitalter von Internet, Smartphone und neuen, individuellen sportlichen Trends zunehmend komplizierter, junge Menschen an Vereine und Mannschaften mit festen Trainingszeiten zu binden.

Nach der langen Ära von Otto Lange als Geschäftsführer galt es für Bitzer somit, aus der wachsenden Not der Vereine möglichst Tugenden zu entwickeln. „Wir brauchten neue Strukturen im Verein, um ein modernes Dienstleistungsunternehmen zu bauen“, resümiert Bitzer. Parallel legte er als Geschäftsführer viel Wert auf eine gute und möglichst gleichberechtigte Zusammenarbeit mit den einzelnen Abteilungen des Großvereins.

Bitzers solide Bilanz

„Ich denke, dass haben wir gemeinsam gut hingekriegt“, sagt Werner Bitzer im Rückblick: „Und wir haben nie jemanden im Regen stehen lassen“, auch wenn Abteilungen mit akuten Problemen kamen.

So fällt Bitzers Bilanz seit Amtsantritt im Februar 2005 zufrieden aus. Der Verein sei auch in weiterhin schwierigen Zeiten wirtschaftlich solide. „Und ein ganz großes Lob möchte ich allen Abteilungsleitern machen. Ihnen gelingt es zu vermitteln, dass wir ein gut aufgestellter Verein sind, in dem man sich wohl fühlen kann.“

Ein Projekt, das den TSV Korbach seit Jahren beschäftigt und für etliche Auseinandersetzungen gesorgt hat, bleibt derweil auf der Agenda: das vieldiskutierte neue Sportzentrum für individuellere Angebote – ob Fitness, Kinderturnen oder Reha-Sport. Bitzer sah darin einen wichtigen Baustein, um den Verein für neue Mitglieder attraktiver zu machen. Daraus machte der Geschäftsführer kein Hehl.

Beratend stehe er gerne weiter zur Verfügung, erklärt Bitzer. Aber in seiner verbleibenden Amtszeit sei das Thema „Sportzentrum“ für ihn nicht mehr auf der Tagesordnung.