Ende einer Ära

In Allgemein by WLZ Sport

TSV Korbach wählt neuen Fußball-Spartenleiter

Rolf Osterhold hört als Abteilungsleiter beim TSV nach mehr als 20 Dienstjahren auf

Korbacher Fußball mitgeprägt

Von Gerhard Menkel

Korbach. Man kann getrost vom Ende einer Ära sprechen: Rolf Osterhold gibt an diesem Donnerstag den Chefposten der Fußball-Abteilung des TSV Korbach ab. Bei der Mitglieder-Versammlung der Sparte im Vereinsheim auf der Hauer (Beginn 20.30 Uhr) kandidiert der 63-Jährige nicht wieder für den Vorsitz.

Osterhold stieg im Dezember 1989 als Spartenleiter der damals frisch vereinigten Kicker des SV 09 und des TV 1850 Korbach in das in der Kreisstadt schwierige, oft kritisch beäugte Geschäft mit dem Fußball ein. Seither steht er fast ununterbrochen in der Führung. „Es gab eine Unterbrechung von drei, vier Jahren“, erzählt er.

Jetzt sollen es Jüngere machen. Zwar will Osterhold auch künftig noch Dienste für den Verein übernehmen,doch nicht mehr an der Spitze stehen. Das hatte er vor zwei Jahren angekündigt. „Ich hinterlasse keinen Trümmerhaufen, alles verläuft in geordneten Bahnen“, betont er.

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Also gibt es auch einen Kandidaten für die Nachfolge. Den Namen wollte Osterhold nicht nennen; er wolle der Versammlung nicht vorgreifen, sagt er. Vor den Wahlen stimmen die Mitglieder noch über eine Änderung der Geschäftsordnung ab: Das bisher fünfköpfige Leitungsgremium mit Osterhold, seinen Stellvertretern Bernd Nickel und Tim Stephan sowie den Geschäftsführern Jörg Wagner und Bernd Merhof soll auf sieben Personen erweitert werden.

„Es geht darum, dass die Arbeit auf mehr Schultern verteilt wird“, sagt der scheidende Chef, auf den sich in der Vergangenheit vieles konzentriert hat.

Eine der entscheidenden Weichenstellungen im Korbacher Fußball der letzten 25 Jahre, der Beschluss zur Gründung einer Spielgemeinschaft mit dem FC Korbach im Sommer 1995, fällt nicht unter Osterholds Ägide. Der Lehrer an der Louis-Peter-Schule übernahm erst im März 1998 den Vorsitz im Spielausschuss der damaligen SG Korbach.

Aber unter Osterhold besann man sich an der Hauer wieder verstärkt der selbst ausgebildeten Spieler. „So viele unserer Jugendlichen halten wie möglich“, gab er seinerzeit als Devise aus.

Das ist seither mal mehr, mal weniger gut gelungen. Die 13 Jahre lange Präsenz der ersten Mannschaft in der Landes- bzw. Verbandsliga Nord zwischen 2001 und 2014 ist ohne die personelle Kontinuität, für die eigene Spieler wie Matthias Rösner, Markus Mühlenbächer oder Osterholds Söhne Hendrik und Christoph stehen, schwer vorstellbar. Es waren die erfolgreichsten Jahre in Osterholds Amtszeit – auch in der Jugendarbeit.

Durststrecke überbrücken

Heute schafft es der TSV nicht mehr, durchgehend alle Altersklassen solo zu besetzen. „Bis zur C-Jugend ist alles okay, was wir mit unseren finanziellen Möglichkeiten leisten können“, sagt Osterhold.

Bei den älteren Jahrgängen sieht es dagegen aktuell eher düster aus: keine A-Jugend, die B-Jugend in der SG mit dem TSV Goddelsheim lediglich in der Kreisliga. Osterhold setzt auf den Gruppenliga-Aufstieg der B-Junioren im Sommer, „um den C-Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen“. Doch es bleibt eine Lücke zu den Senioren, die erst in zweieinhalb Jahren geschlossen ist. Osterhold räumt ein: „Wir haben eine Durststrecke zu überbrücken.“

„Es hätten mehr Punkte sein müssen“

Dass beide Senioren-Teams des TSV/FC Korbach nach der rauschhaften vergangenen Saison mit dem Doppelaufstieg nun in Verbands- und Gruppenliga um den Klassenerhalt spielen, überrascht den scheidenden Fußballchef Rolf Osterhold nicht wirklich, er hatte mit einer schwierigen Saison gerechnet, auch wenn er mit Blick auf die Abschlussschwächen findet: „Es hätten bei beiden Mannschaften mehr Punkte sein müssen.“
Frappierend sind für ihn die Extreme, für die vor allem die „Erste“ steht: hier der 2:1-Sieg gegen Hessen Kassel II, dort die kaum fassbare 2:4-Heimniederlage gegen Neuhof, zum Beispiel. „Wahnsinn, das kann ich nicht begreifen“, sagt er. Osterhold leidet buchstäblich daran. „Nach einer Niederlage kann ich mich nicht nur schütteln und dann geht es weiter“, sagte er mal. Die Trainer haben sein Vertrauen, doch der Druck ist da, „Wenn du den Anschluss wieder herstellen willst, musst du die beiden letzten Spiele des Jahres gewinnen“, sagt er. Das gilt für beide Teams. (mn)

Foto: Artur Worobiow